Dolby Atmos erweitert dein 5.1 System um Höhenlautsprecher. Der Effekt ist beeindruckend – wenn du die kritischen Fehler vermeidest. Diese Anleitung zeigt dir die wichtigsten Punkte.
Voraussetzung: 5.1 System
Dein 5.1 sollte bereits stehen: Frontlautsprecher auf Ohrhöhe zum Sitzplatz ausgerichtet, Center unter dem TV, Surrounds seitlich oder leicht hinter dir. Subwoofer-Position nach Raum optimieren. Wenn das noch nicht passt, kümmere dich erst darum – Atmos auf einem schlechten 5.1 bringt wenig.

Welche Konfiguration?
5.1.2 – Der Einstieg
Zwei Höhenlautsprecher über der Frontbühne. Bereits spürbarer Atmos-Effekt. AV-Receiver ab 500€. Gut für Räume bis 25 qm oder Mietwohnungen mit Upfiring-Lautsprechern. Nachteil: Ortung von hinten oben begrenzt.
5.1.4 – Die Empfehlung
Vier Höhenlautsprecher – zwei vorne, zwei hinten. Der Unterschied zu 5.1.2 ist deutlich: Objekte wandern flüssig über den Kopf, die Ortung wird dreidimensional. Receiver ab 800€. Für Räume 20-40 qm. Für die meisten Nutzer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
7.1.4 – Für große Räume
Zusätzliche Surround-Back-Lautsprecher für maximale Präzision. High-End Receiver ab 1.200€. Nur sinnvoll ab 30 qm – in kleineren Räumen stehen die Lautsprecher zu eng.
Ceiling vs. Upfiring
Die kurze Antwort: Deckenlautsprecher sind immer besser. Der direkte Sound liefert präzisere Ortung als reflektierter Schall.
Deckenlautsprecher (Ceiling)
Wenn du die Möglichkeit hast, wähle Ceiling. Funktioniert unabhängig von der Deckenbeschaffenheit, keine Kompromisse bei 5.1.4. Nachteile: Installation aufwendiger, nicht mieterfreundlich ohne Erlaubnis.
Empfohlene Modelle:
- Budget: JBL Control One (80€/Paar) – kompakt, bewährt
- Einbau: Magnat Interior IC 82 (150€/Paar) – unauffällig
- Premium: Canton InCeiling 463 (350€/Paar) – schwenkbare Hochtöner
Upfiring-Lautsprecher
Reflektieren den Ton über die Decke. Funktioniert – aber nur unter folgenden Bedingungen:
- 5.1.2 Setup (bei 5.1.4 zu diffus für präzise Ortung)
- Glatte, horizontale Decke
- Deckenhöhe 2,40-3,00m
- Trennfrequenz 120-150 Hz (kritisch!)
Wichtig zur Trennfrequenz: Viele AV-Receiver messen Upfiring bei 80-90 Hz ein. Das führt zu diffusem „Kugel-Sound“ statt gebündelter Abstrahlung zur Decke. Nach dem Einmessen manuell auf 120-150 Hz korrigieren.
Empfohlene Modelle:
- Budget: Polk Audio React (180€/Paar)
- Mittelklasse: Klipsch RP-500SA II (400€/Paar)
- Premium: KEF R8a (800€/Paar)



Platzierung
5.1.2
Ceiling: 60-90cm vor dem Sitzplatz, in Verlängerung der Frontlautsprecher. Leicht nach hinten geneigt (80°). Nicht direkt über dem Kopf – das zerstört die Vorne-Lokalisierung.
Upfiring: Auf den Frontlautsprechern. Der Reflexionspunkt an der Decke sollte 60-90cm vor dir liegen.

5.1.4
Komplett andere Platzierung als bei 5.1.2:
- Vordere Speaker: 60-90cm vor dem Sitzplatz
- Hintere Speaker: 60-90cm hinter dem Sitzplatz
- Winkel: 45° zum Zuhörer (symmetrisch)
- Mindestabstand vorne/hinten: 1,2 Meter – sonst funktioniert die Ortung nicht


AV-Receiver

5.1.2
- Yamaha RX-V4A (450€) – 5.2 Kanäle, 80W, YPAO Raumkorrektur, HDMI 2.1 mit 8K/60Hz. Solider Einstieg mit gutem Streaming.
- Denon AVR-X2800H (650€) – 7.2 Kanäle, 95W, Audyssey MultEQ XT, HEOS Multiroom. Mehr Leistungsreserven, bessere Einmesstechnik.
5.1.4
- Denon AVR-X3800H (1.200€) – 9.4 Kanäle nativ, 105W, Audyssey XT32, Dirac-ready. Beste Empfehlung für 5.1.4 – sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
- Marantz Cinema 70s (2.200€) – 9.4 Kanäle, 140W, Dirac Live + Bass Control vorinstalliert. Audiophile Abstimmung, diskrete Verstärkerstufen.
7.1.4
- Denon AVR-X4800H (2.000€) – 11.4 Kanäle nativ, 125W, Audyssey XT32, Dirac-ready. Solide Wahl für komplexe Setups.
- Denon AVR-X6800H (3.500€) – 13.2 Kanäle, 140W, massives Netzteil. Für Perfektionisten und große Räume.
Raumkorrektur

Audyssey MultEQ (Denon/Marantz): Drei Varianten – MultEQ (Basis), XT (Mittelklasse), XT32 (Premium). Die XT32-Variante liefert sehr gute Ergebnisse mit hoher Auflösung und präziser Basskorrektur. Tipp: MultEQ Editor App (20€) kaufen und „Reference Curve“ auf „Flat“ setzen – sonst klingt es etwas dunkel und bassbetont.
YPAO (Yamaha): Neutraler Klang ohne „House Sound“. YPAO 3D misst Höhenlautsprecher besonders präzise. R.S.C. (Reflected Sound Control) erkennt problematische Reflexionen. Nachteil: Keine App für manuelle Anpassungen – nur über Receiver-Menü.
Dirac Live (Premium): Beste Raumkorrektur am Markt – wissenschaftlich fundiert. Korrigiert nicht nur Frequenzgang, sondern auch Phase und Impulsantwort. Mit Dirac Bass Control bei mehreren Subwoofern unschlagbar – die Subs werden perfekt synchronisiert. Nachteil: Teuer (500-800€ Aufpreis) und komplexere Einrichtung mit Laptop.
Empfehlung: Für die meisten Nutzer reicht Audyssey XT32 oder YPAO 3D völlig aus. Dirac lohnt sich bei mehreren Subs oder wenn du das Maximum willst.
Einrichten – Schritt für Schritt
- Verkabeln: Höhenlautsprecher an Height/Top-Terminals anschließen (meist als „Height“, „Top Front“, „Top Rear“ beschriftet). Polarität beachten – Plus zu Plus, Minus zu Minus.
- Konfiguration wählen: Im Receiver-Setup 5.1.2 oder 5.1.4 auswählen. Lautsprecher-Typ festlegen: „Ceiling“ für Deckenlautsprecher, „Dolby Atmos Enabled“ oder „Height“ für Upfiring.
- Einmessen: Mikrofon auf Stativ am Hauptsitzplatz (Ohrhöhe, ca. 90-100cm). Raum ruhig halten – Fenster zu, Lüftung aus, Handy stumm. Einmessung starten und Testgeräusche abwarten (kann laut sein).
- Ergebnisse prüfen:
- Distanzen plausibel? (±50cm Abweichung okay)
- Upfiring-Trennfrequenz auf 120-150 Hz korrigieren – kritisch!
- Deckenlautsprecher: 80-100 Hz meist optimal
- Alle Pegel bei ca. 75 dB
- Testen: Dolby „Amaze“ Trailer abspielen. Hubschrauber und Regen sollten deutlich von oben kommen. Weitere gute Testszenen: Mad Max Fury Road (Sandstürme), Blade Runner 2049 (Regen, Hubschrauber), Gravity (Trümmerfeld), Ford v Ferrari (Rennszenen mit präziser Objektortung).
Feintuning: Falls die Ortung nicht stimmt, Höhenlautsprecher-Pegel um ±1-2 dB anpassen. Bei Audyssey: Dynamic EQ testen – oft vorteilhaft bei niedriger Lautstärke.
Häufige Probleme
Kein Atmos-Ton:
- Audio-Ausgabe am TV auf „Bitstream/Passthrough“ stellen (nicht PCM!)
- eARC/ARC aktivieren – sowohl am TV als auch am Receiver
- Quellengerät (Blu-ray Player, Streaming-Box) auf Bitstream-Ausgabe stellen
- HDMI-Verbindung prüfen: HDMI 2.0 oder höher erforderlich
- Receiver-Eingang korrekt zugeordnet? (z.B. HDMI Input für Blu-ray Player)
Höhenlautsprecher nicht hörbar:
- Pegel im Receiver um +2-3 dB anheben
- Bei Upfiring: Trennfrequenz prüfen (120-150 Hz)
- Testmaterial mit deutlichen Overhead-Effekten verwenden
Dünner Klang nach Einmessung:
- Audyssey: Reference Curve auf „Flat“, Midrange Compensation aktivieren
- Subwoofer-Pegel +2-3 dB
- Trennfrequenzen prüfen – zu hohe Crossover klingen dünn
Falsche Distanzen nach Einmessung:
- Mikrofon-Position prüfen (exakt Ohrhöhe, frei stehend)
- Raumgeräusche eliminieren (Lüftung, Kühlschrank aus)
- Einmessung wiederholen oder Distanzen manuell korrigieren (reale Entfernung messen)
Budget-Übersicht

Einsteiger 5.1.2 Upfiring: 1.300-1.500€
- AV-Receiver: Yamaha RX-V4A – 450€
- 5.1 Lautsprecher-Set: z.B. Magnat Supreme 202 Set – 600€
- Upfiring-Speaker: Polk Audio React – 180€
- Kabel und Zubehör – 100€
Mittelklasse 5.1.2 Ceiling: 2.000-2.500€
- AV-Receiver: Denon AVR-X2800H – 650€
- 5.1 Lautsprecher: Klipsch Reference Premiere 5.1 – 1.200€
- Ceiling Speaker: Magnat Interior IC 82 – 150€
- Kabel, Zubehör, Installation – 200€
Enthusiast 5.1.4 Ceiling: 4.500-5.500€
- AV-Receiver: Denon AVR-X3800H – 1.200€
- 5.1 Lautsprecher: KEF Q-Serie 5.1 – 2.500€
- Ceiling Speaker: Canton InCeiling 463 (2 Paar) – 700€
- Kabel, Zubehör, Installation – 400€
Premium 7.1.4: 10.000-12.000€
- AV-Receiver: Denon AVR-X4800H + Dirac Live – 2.500€
- 7.1 Lautsprecher: Focal Chora 7.1 – 5.000€
- Ceiling Speaker: Premium (2 Paar) – 1.400€
- Zweiter Subwoofer + Dirac Bass Control – 1.200€
Tipp: Investiere mehr in Lautsprecher als in den Receiver – gute Speaker bringen klanglich mehr als ein teurerer Receiver mit schwächeren Lautsprechern.
Weiterführende Artikel:
- Dolby Atmos Lautsprecher – Kaufberatung
- Die besten Dolby Atmos Filme
- Atmos Demo-Trailer und Testtöne
Bild- und Videorechte sowie Quellen hier